Zurück zur Blog-Startseite

GE-McKinsey Matrix: Strategischer Kompass für Unternehmen

Zuletzt aktualisiert: 30.09.2024
GE-McKinsey Matrix: Strategischer Kompass für Unternehmen

Die Geschäftswelt wird immer komplexer und schnelllebiger. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre begrenzten Ressourcen optimal zu verteilen und strategische Entscheidungen zu treffen, die langfristig zum Erfolg führen. Hier kommt die GE-McKinsey Matrix ins Spiel – ein mächtiges Werkzeug der strategischen Unternehmensplanung, das bereits seit Jahrzehnten Führungskräften dabei hilft, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Ob Start-up oder etabliertes Unternehmen: Die richtige Portfolioanalyse kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. In diesem Artikel erfährst du, wie die GE-McKinsey Matrix funktioniert, wie du sie erfolgreich anwendest und welche häufigen Fallstricke du vermeiden solltest.

Was ist die GE-McKinsey Matrix und warum ist sie entscheidend?

Die GE-McKinsey Matrix, auch bekannt als Nine-Box-Matrix oder Branchenattraktivitäts-Geschäftsstärken-Matrix, wurde in den 1970er Jahren von der Unternehmensberatung McKinsey & Company in Zusammenarbeit mit General Electric entwickelt. Sie stellt eine Weiterentwicklung der BCG-Matrix dar und bietet ein differenzierteres Instrument zur strategischen Portfolioanalyse.

Die GE-McKinsey Matrix hilft Unternehmen dabei, ihre Geschäftseinheiten basierend auf zwei kritischen Dimensionen zu bewerten: der Attraktivität der Branche und der eigenen Wettbewerbsstärke.

Warum ist die GE-McKinsey Matrix so wichtig?

Strategische Klarheit: Sie verschafft Führungskräften einen systematischen Überblick über alle Geschäftsbereiche und hilft dabei, objektive Entscheidungen zu treffen.

Ressourcenallokation: Die Matrix zeigt auf, wo Investitionen den größten Return bringen und wo möglicherweise Desinvestitionen sinnvoll sind.

Risikominimierung: Durch die Analyse von Marktattraktivität und eigenen Stärken können Unternehmen Risiken frühzeitig erkennen und entsprechend reagieren.

Langfristige Planung: Die Matrix unterstützt bei der Entwicklung nachhaltiger Wachstumsstrategien und hilft dabei, das Unternehmensportfolio ausgewogen zu gestalten.

Die Kernelemente der GE-McKinsey Matrix

Dimension 1: Branchenattraktivität

Die Branchenattraktivität bewertet das externe Umfeld und das Potenzial eines Marktes. Dabei fließen verschiedene Faktoren ein:

Marktgröße und Wachstum: Wie groß ist der Markt aktuell und wie entwickelt er sich voraussichtlich?

Profitabilität: Welche Margen sind in der Branche typisch und wie nachhaltig sind diese?

Wettbewerbsintensität: Wie stark umkämpft ist der Markt und wie hoch sind die Markteintrittsbarrieren?

Technologische Entwicklung: Welche technologischen Trends prägen die Branche und wie schnell verändert sie sich?

Regulatorisches Umfeld: Wie stabil sind die rechtlichen Rahmenbedingungen und welche Änderungen sind zu erwarten?

Dimension 2: Wettbewerbsstärke

Die Wettbewerbsstärke analysiert die interne Position des Unternehmens relativ zur Konkurrenz:

Marktanteil: Wie stark ist die Position im jeweiligen Marktsegment?

Produktqualität: Wie gut sind die eigenen Produkte oder Dienstleistungen im Vergleich zum Wettbewerb?

Kostenstruktur: Verfügt das Unternehmen über Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz?

Finanzielle Ressourcen: Wie stark ist die finanzielle Basis für Investitionen und Wachstum?

Management und Organisation: Wie effektiv sind die internen Prozesse und Strukturen?

Die neun strategischen Felder

Die Matrix unterteilt das Portfolio in neun Felder, die jeweils unterschiedliche strategische Handlungsempfehlungen nahelegen:

Invest/Grow (Investieren/Wachsen): Geschäftseinheiten mit hoher Branchenattraktivität und starker Wettbewerbsposition

Selective/Maintain (Selektiv/Halten): Mittlere Attraktivität und/oder mittlere Wettbewerbsstärke

Harvest/Divest (Abschöpfen/Desinvestieren): Geringe Branchenattraktivität und schwache Wettbewerbsposition

Schritt-für-Schritt Anleitung zur Anwendung

Schritt 1: Geschäftseinheiten definieren

Beginne damit, deine Geschäftsbereiche klar abzugrenzen. Diese können nach Produktlinien, geografischen Märkten oder Kundengruppen definiert werden.

Wichtig: Jede Geschäftseinheit sollte eigenständig bewertbar sein und über eigene Ressourcen sowie Marktpositionen verfügen.

Schritt 2: Bewertungskriterien festlegen

Definiere konkrete, messbare Kriterien für beide Dimensionen. Diese sollten:

  • Relevant für dein Geschäft sein
  • Objektiv messbar sein
  • Aktuell und zukunftsorientiert sein
  • Unterschiedliche Gewichtungen haben können

Schritt 3: Datensammlung und Bewertung

Sammle systematisch Daten für jedes Kriterium und jede Geschäftseinheit. Verwende dabei:

  • Marktforschungsdaten
  • Interne Kennzahlen
  • Wettbewerbsanalysen
  • Expertenschätzungen

Schritt 4: Gewichtung der Faktoren

Nicht alle Faktoren sind gleich wichtig. Gewichte die verschiedenen Kriterien entsprechend ihrer Bedeutung für dein Unternehmen.

Beispiel Gewichtung Branchenattraktivität:

  • Marktgröße: 25%
  • Marktwachstum: 30%
  • Profitabilität: 20%
  • Wettbewerbsintensität: 15%
  • Technologische Entwicklung: 10%

Schritt 5: Berechnung und Positionierung

Berechne für jede Geschäftseinheit die Gesamtscores für beide Dimensionen und positioniere sie entsprechend in der Matrix.

Formel für Branchenattraktivität:

BA = Σ(Bewertung Faktor i × Gewichtung Faktor i)

Formel für Wettbewerbsstärke:

WS = Σ(Bewertung Faktor i × Gewichtung Faktor i)

Schritt 6: Strategische Ableitung

Entwickle basierend auf der Positionierung konkrete Handlungsempfehlungen für jede Geschäftseinheit.

Praxisbeispiel: Socken-Abo-Service

Nehmen wir als Beispiel einen innovativen Socken-Abo-Service, der sich an stilbewusste, nachhaltigkeitsorientierte Kunden richtet. Dieser Service liefert monatlich einzigartige, trendige Socken direkt nach Hause.

Bewertung der Branchenattraktivität

Marktgröße und Wachstum (Bewertung: 8/10, Gewichtung: 30%)

Der E-Commerce-Markt für Textilien wächst kontinuierlich, insbesondere Abo-Modelle erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Trend zu nachhaltiger Mode verstärkt das Wachstumspotenzial.

Profitabilität (Bewertung: 7/10, Gewichtung: 25%)

Abo-Modelle bieten planbare Umsätze und hohe Kundenbindung. Die Margen bei Textilien können durch Direktvertrieb und Eigenmarken attraktiv gestaltet werden.

Wettbewerbsintensität (Bewertung: 6/10, Gewichtung: 20%)

Der Markt für Socken ist grundsätzlich umkämpft, aber Nischenpositionen durch Design und Nachhaltigkeit bieten Differenzierungsmöglichkeiten.

Technologische Entwicklung (Bewertung: 7/10, Gewichtung: 15%)

E-Commerce-Plattformen und KI-gestützte Personalisierung bieten innovative Möglichkeiten zur Kundenansprache und -bindung.

Regulatorisches Umfeld (Bewertung: 8/10, Gewichtung: 10%)

Stabile rechtliche Rahmenbedingungen im E-Commerce, zunehmende Unterstützung für nachhaltige Geschäftsmodelle.

Berechnung Branchenattraktivität: BA = (8×0,30) + (7×0,25) + (6×0,20) + (7×0,15) + (8×0,10) = 7,1/10

Bewertung der Wettbewerbsstärke

Marktanteil (Bewertung: 4/10, Gewichtung: 25%)

Als Start-up noch geringer Marktanteil, aber klare Positionierung in der Nische.

Produktqualität (Bewertung: 9/10, Gewichtung: 30%)

Fokus auf hochwertige, nachhaltige Materialien und einzigartige Designs schafft deutliche Differenzierung.

Kostenstruktur (Bewertung: 6/10, Gewichtung: 20%)

Direktvertrieb und Abo-Modell ermöglichen effiziente Kostenstrukturen, aber Skalierungseffekte müssen erst erreicht werden.

Finanzielle Ressourcen (Bewertung: 5/10, Gewichtung: 15%)

Typische Start-up-Situation mit begrenzten, aber für den Anfang ausreichenden Ressourcen.

Management und Organisation (Bewertung: 7/10, Gewichtung: 10%)

Schlanke, agile Struktur mit klarem Fokus auf die Zielgruppe.

Berechnung Wettbewerbsstärke: WS = (4×0,25) + (9×0,30) + (6×0,20) + (5×0,15) + (7×0,10) = 6,2/10

Strategische Positionierung und Handlungsempfehlung

Mit einer Branchenattraktivität von 7,1 und einer Wettbewerbsstärke von 6,2 positioniert sich der Socken-Abo-Service im oberen mittleren Bereich der Matrix.

Strategische Empfehlung: “Selective Investment” - Selektive Investitionen in Stärkenausbau und Marktpenetration. Fokus auf die Verbesserung der Wettbewerbsposition durch Skalierung und Markenaufbau.

Konkrete Maßnahmen:

  • Investition in Marketing und Kundenakquise
  • Aufbau von Partnerschaften mit nachhaltigen Produzenten
  • Entwicklung einer starken Online-Präsenz und Community
  • Optimierung der Logistikprozesse für Skalierung

Häufige Fehler bei der Anwendung

Fehler 1: Zu subjektive Bewertungen

Problem: Bewertungen basieren auf Bauchgefühl statt auf objektiven Daten.

Lösung: Verwende messbare KPIs und externe Datenquellen. Hole mehrere Meinungen ein und dokumentiere die Bewertungsgrundlagen.

Fehler 2: Statische Betrachtung

Problem: Die Matrix wird einmalig erstellt und nicht regelmäßig aktualisiert.

Lösung: Etabliere einen regelmäßigen Review-Prozess (z.B. quartalsweise) und überwache Marktveränderungen kontinuierlich.

Fehler 3: Falsche Gewichtung der Faktoren

Problem: Alle Faktoren werden gleich gewichtet oder die Gewichtung spiegelt nicht die Realität wider.

Lösung: Diskutiere die Gewichtungen im Führungsteam und validiere sie regelmäßig anhand der Geschäftsentwicklung.

Fehler 4: Vernachlässigung der Interdependenzen

Problem: Geschäftseinheiten werden isoliert betrachtet, ohne Synergien oder Abhängigkeiten zu berücksichtigen.

Lösung: Analysiere bewusst die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen und berücksichtige diese in der strategischen Planung.

Fehler 5: Keine konsequente Umsetzung

Problem: Die Analyse wird durchgeführt, aber die strategischen Empfehlungen werden nicht konsequent umgesetzt.

Lösung: Entwickle konkrete Aktionspläne mit klaren Verantwortlichkeiten und Meilensteinen. Überwache die Umsetzung regelmäßig.

Fehler 6: Über-/Untertreibung bei der Bewertung

Problem: Systematisch zu optimistische oder pessimistische Einschätzungen verzerren das Ergebnis.

Lösung: Nutze externe Benchmarks und lass die Bewertungen von unabhängigen Experten validieren.

Integration in den strategischen Planungsprozess

Zeitlicher Rahmen

Die GE-McKinsey Matrix sollte nicht isoliert, sondern als Teil eines umfassenden strategischen Planungsprozesses betrachtet werden:

Quartal 1: Datensammlung und Marktanalyse Quartal 2: Bewertung und Positionierung Quartal 3: Strategieentwicklung und Planung Quartal 4: Umsetzung und erste Anpassungen

Verknüpfung mit anderen Tools

Die GE-McKinsey Matrix lässt sich hervorragend mit anderen strategischen Instrumenten kombinieren, wie der SWOT-Analyse, Porter’s Five Forces oder der Balanced Scorecard.

Change Management

Die Implementierung neuer strategischer Ausrichtungen erfordert oft organisationale Veränderungen. Bereite dein Team auf mögliche Umstrukturierungen vor und kommuniziere die Gründe für strategische Entscheidungen transparent.

Digitalisierung und moderne Anwendung

Technologische Unterstützung

Moderne Business Intelligence Tools können die Anwendung der GE-McKinsey Matrix erheblich vereinfachen:

  • Automatisierte Datensammlung aus verschiedenen Quellen
  • Dynamische Visualisierungen und Dashboards
  • Szenario-Analysen und Simulationen
  • Kollaborative Bewertungsprozesse

Agile Anpassung

In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt ist Agilität entscheidend. Die Matrix sollte als lebendes Dokument verstanden werden, das sich kontinuierlich mit den Marktbedingungen verändert.

Fazit

Die GE-McKinsey Matrix ist ein bewährtes und mächtiges Instrument für die strategische Unternehmensführung. Sie bietet einen strukturierten Ansatz zur Bewertung von Geschäftsbereichen und hilft dabei, objektive Entscheidungen über Ressourcenallokation und strategische Ausrichtung zu treffen.

Der Erfolg liegt in der konsequenten und systematischen Anwendung: von der sorgfältigen Definition der Bewertungskriterien über die objektive Datensammlung bis hin zur konsequenten Umsetzung der abgeleiteten Strategien. Besonders wichtig ist es, die Matrix nicht als statisches Tool zu verstehen, sondern als dynamisches Instrument, das regelmäßig aktualisiert und an veränderte Marktbedingungen angepasst wird.

Unternehmen, die die GE-McKinsey Matrix erfolgreich einsetzen, können ihre Wettbewerbsposition stärken, Risiken minimieren und nachhaltiges Wachstum realisieren.

Doch wir wissen auch, dass dieser Prozess Zeit und Mühe kosten kann. Genau hier kommt Foundor.ai ins Spiel. Unsere intelligente Businessplan Software analysiert systematisch deinen Input und verwandelt deine ersten Konzepte in professionelle Businesspläne. Dabei erhältst du nicht nur eine maßgeschneiderte Business Plan Vorlage, sondern auch konkrete, umsetzbare Strategien für eine maximale Effizienzsteigerung in allen Bereichen deines Unternehmens.

Starte jetzt und bringe deine Geschäftsidee mit unserem AI-powered Businessplan Generator schneller und präziser auf den Punkt!

Du hast Foundor.ai noch nicht ausprobiert?Jetzt ausprobieren

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist die GE-McKinsey Matrix einfach erklärt?
+

Die GE-McKinsey Matrix ist ein strategisches Planungstool, das Geschäftsbereiche anhand von Branchenattraktivität und Wettbewerbsstärke bewertet. Sie hilft bei Investitionsentscheidungen und der optimalen Ressourcenverteilung im Unternehmen.

Wie unterscheidet sich die GE-McKinsey Matrix von der BCG Matrix?
+

Die GE-McKinsey Matrix verwendet mehrere Bewertungsfaktoren statt nur Marktanteil und Marktwachstum. Sie bietet neun statt vier Felder und ermöglicht dadurch differenziertere strategische Entscheidungen für komplexe Unternehmensportfolios.

Welche Faktoren fließen in die Branchenattraktivität ein?
+

Zur Branchenattraktivität gehören Marktgröße, Marktwachstum, Profitabilität, Wettbewerbsintensität, technologische Entwicklung und das regulatorische Umfeld. Diese Faktoren werden je nach Branche unterschiedlich gewichtet.

Für welche Unternehmen eignet sich die GE-McKinsey Matrix?
+

Die Matrix eignet sich besonders für Unternehmen mit mehreren Geschäftsbereichen oder Produktlinien. Auch Start-ups können sie nutzen, um verschiedene Marktsegmente zu bewerten und strategische Prioritäten zu setzen.

Wie oft sollte man die GE-McKinsey Matrix aktualisieren?
+

Eine quartalsweise Überprüfung ist empfehlenswert, um auf Marktveränderungen reagieren zu können. In schnelllebigen Branchen oder bei größeren Marktveränderungen sollten häufigere Aktualisierungen erfolgen.