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Jobs-to-be-Done: Kundenverhalten verstehen & nutzen

Zuletzt aktualisiert: 21.10.2024
Jobs-to-be-Done: Kundenverhalten verstehen & nutzen

In der heutigen wettbewerbsintensiven Geschäftswelt reicht es nicht aus, nur ein gutes Produkt zu haben. Unternehmen müssen verstehen, warum Kunden ihre Produkte kaufen und welche tieferliegenden Bedürfnisse sie damit erfüllen wollen. Hier kommt das Jobs-to-be-Done Framework ins Spiel – eine revolutionäre Denkweise, die den Fokus von Produkteigenschaften auf Kundenbedürfnisse verschiebt.

Das JTBD-Konzept hilft Unternehmern dabei, ihre Zielgruppe besser zu verstehen und Produkte zu entwickeln, die echte Probleme lösen. Anstatt zu fragen “Was verkaufen wir?”, fragt JTBD “Welchen Job erledigt unser Produkt für den Kunden?”

Was ist Jobs-to-be-Done und warum ist es entscheidend?

Jobs-to-be-Done ist ein Framework zur Innovation und Marktforschung, das von Clayton Christensen popularisiert wurde. Die Grundidee ist simpel, aber kraftvoll: Kunden “stellen” Produkte und Dienstleistungen an, um einen bestimmten “Job” zu erledigen.

Ein “Job” ist der Fortschritt, den eine Person in einem bestimmten Umstand zu erreichen sucht.

Diese Perspektive verändert alles. Statt Kunden nach demografischen Merkmalen zu segmentieren, fokussiert sich JTBD auf die Situationen und Umstände, in denen Menschen bestimmte Lösungen suchen.

Warum herkömmliche Marktforschung oft versagt

Traditionelle Marktforschung konzentriert sich häufig auf:

  • Demografische Daten (Alter, Geschlecht, Einkommen)
  • Psychografische Profile (Persönlichkeit, Werte, Interessen)
  • Produktmerkmale und -bewertungen

JTBD hingegen fragt nach dem “Warum” hinter dem Kaufverhalten. Es erklärt nicht nur, wer kauft, sondern warum sie kaufen und in welchen Situationen sie eine Lösung benötigen.

Beispiel: Ein Milchshake wird nicht nur von “gesundheitsbewussten 25-35-Jährigen” gekauft. Morgens kaufen Berufspendler ihn als sättigende, einhändige Mahlzeit für den Arbeitsweg. Nachmittags kaufen Eltern ihn als Belohnung für ihre Kinder.

Die Kernelemente des Jobs-to-be-Done Frameworks

Das JTBD-Framework besteht aus mehreren wichtigen Komponenten, die zusammenarbeiten, um ein vollständiges Bild der Kundenbedürfnisse zu zeichnen.

Der Hauptjob (Core Job)

Der Hauptjob ist das zentrale Problem oder Bedürfnis, das der Kunde lösen möchte. Er ist:

  • Stabil über die Zeit: Menschen haben schon immer versucht, von A nach B zu kommen
  • Kontextunabhängig: Der Job existiert unabhängig von spezifischen Lösungen
  • Emotional und funktional: Kombiniert praktische und emotionale Aspekte

Beim Socken-Abo-Service könnte der Hauptjob lauten: “Ich möchte meine Persönlichkeit durch meine Kleidung ausdrücken, ohne ständig nach neuen, interessanten Socken suchen zu müssen.”

Nebenjobs sind zusätzliche Aufgaben, die im Kontext des Hauptjobs auftreten:

  • Emotionale Jobs: Wie will sich der Kunde fühlen?
  • Soziale Jobs: Wie will der Kunde von anderen wahrgenommen werden?
  • Funktionale Unterjobs: Welche praktischen Schritte sind nötig?

Für den Socken-Service: Emotionaler Job = “Ich will mich kreativ und einzigartig fühlen”, Sozialer Job = “Ich will als stilbewusst wahrgenommen werden”, Funktionaler Unterjob = “Ich will hochwertige Socken ohne Aufwand erhalten”

Umstände (Circumstances)

Die Umstände definieren den Kontext, in dem der Job auftritt. Sie umfassen:

  • Wo der Job erledigt werden muss
  • Wann er auftritt
  • Mit wem der Kunde interagiert
  • Welche Einschränkungen bestehen

Outcome-Statements

Diese beschreiben, wie Kunden den Erfolg bei der Erledigung eines Jobs messen. Die Formel lautet:

Richtung + Messgröße + Objekt + Kontext

“Minimiere die Zeit, die ich für die Auswahl passender Socken zu meinen Outfits benötige, besonders an geschäftigen Wochentagen.”

Schritt-für-Schritt Anleitung zur JTBD-Analyse

Schritt 1: Job-Interviews führen

Job-Interviews sind strukturierte Gespräche, die sich auf spezifische Kauf- oder Nutzungssituationen konzentrieren.

Vorbereitung:

  • Identifiziere Kunden, die kürzlich dein Produkt gekauft haben
  • Bereite offene Fragen vor, die nach dem “Warum” fragen
  • Fokussiere auf eine spezifische Kaufsituation

Beispielfragen für den Socken-Service:

  • “Erzählen Sie mir von dem Moment, als Sie entschieden haben, ein Socken-Abo zu bestellen.”
  • “Was war in Ihrem Leben los, als Sie merkten, dass Sie eine Lösung brauchen?”
  • “Welche Alternativen haben Sie in Betracht gezogen?”
  • “Woran würden Sie merken, dass der Service perfekt für Sie funktioniert?”

Schritt 2: Job-Mapping

Erstelle eine detaillierte Karte des Jobs, indem du alle Schritte identifizierst, die ein Kunde durchlaufen muss.

Die acht universellen Job-Schritte:

  1. Definieren - Was will ich erreichen?
  2. Lokalisieren - Wo finde ich Lösungen?
  3. Vorbereiten - Wie bereite ich mich vor?
  4. Bestätigen - Ist das die richtige Lösung?
  5. Ausführen - Wie nutze ich die Lösung?
  6. Überwachen - Funktioniert es wie erwartet?
  7. Modifizieren - Wie kann ich es verbessern?
  8. Abschließen - Wie beende ich den Job?

Für “Persönlichkeit durch Socken ausdrücken”:

  1. Definieren: “Ich brauche interessante Socken für meine Outfits”
  2. Lokalisieren: “Wo finde ich einzigartige Designs?”
  3. Vorbereiten: “Welcher Stil passt zu mir?”
  4. Bestätigen: “Sind diese Socken qualitativ hochwertig?”

Schritt 3: Outcome-Driven Innovation

Identifiziere für jeden Job-Schritt die gewünschten Outcomes und bewerte, wie gut sie aktuell erfüllt werden.

Bewertungskriterien:

  • Wichtigkeit (1-5): Wie wichtig ist dieses Outcome?
  • Zufriedenheit (1-5): Wie gut wird es derzeit erfüllt?
  • Opportunity Score = Wichtigkeit + (Wichtigkeit - Zufriedenheit)

Beispiel-Outcome: “Minimiere die Zeit für die Sockenauswahl am Morgen”

  • Wichtigkeit: 4,2
  • Zufriedenheit: 2,1
  • Opportunity Score: 6,3 (hohe Innovationschance!)

Schritt 4: Jobs priorisieren

Nicht alle Jobs sind gleich wichtig. Priorisiere basierend auf:

  • Underserved Jobs: Hohe Wichtigkeit, niedrige Zufriedenheit
  • Overserved Jobs: Niedrige Wichtigkeit, hohe Zufriedenheit
  • Appropriately Served: Wichtigkeit und Zufriedenheit sind ausgewogen

Schritt 5: Lösungskonzepte entwickeln

Entwickle Produktkonzepte, die sich direkt auf die identifizierten Job-Outcomes konzentrieren.

Leitfragen:

  • Wie kann ich die wichtigsten Outcomes besser erfüllen?
  • Welche Barrieren kann ich eliminieren?
  • Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich?

Praxisbeispiel: Socken-Abo-Service mit JTBD analysiert

Betrachten wir einen konkreten Fall: Ein Unternehmer möchte einen Socken-Abo-Service starten mit dem Slogan “Ich brauche ständig neue Socken – und sie sollen nicht langweilig sein.”

Job-Statement Definition

Hauptjob: “Wenn ich mich morgens anziehe und meinen persönlichen Stil ausdrücken möchte, dann brauche ich interessante, hochwertige Socken, die zu meinen Outfits passen, damit ich mich selbstbewusst und einzigartig fühle.”

Detaillierte Job-Analyse

Funktionale Dimension:

  • Hochwertige Socken beschaffen
  • Zeit beim Socken-Shopping sparen
  • Passende Designs zu verschiedenen Outfits finden
  • Regelmäßige Nachlieferung sicherstellen

Emotionale Dimension:

  • Sich kreativ und individuell ausdrücken
  • Überraschung und Vorfreude erleben
  • Selbstbewusstsein durch besondere Details steigern

Soziale Dimension:

  • Als stilbewusst wahrgenommen werden
  • Gesprächsstoff durch auffällige Socken schaffen
  • Teil einer Community Gleichgesinnter sein

Opportunity-Mapping

Underserved Outcomes (Innovationschancen):

  1. “Minimiere die Zeit, die ich für das Finden passender Socken zu neuen Outfits brauche”
  2. “Maximiere die Wahrscheinlichkeit, Socken zu erhalten, die genau meinem Geschmack entsprechen”
  3. “Reduziere das Risiko, Socken zu kaufen, die nach wenigen Wäschen ihre Form oder Farbe verlieren”

Lösungskonzept basierend auf JTBD:

  • Personalisierungs-Algorithmus: Kunden füllen einen Stilfragebogen aus
  • Qualitätsgarantie: 30-Tage-Umtauschgarantie bei Qualitätsmängeln
  • Styling-Tipps: Monatliche E-Mails mit Outfit-Inspirationen
  • Community-Platform: Kunden teilen ihre Lieblingsoutfits mit den erhaltenen Socken

Konkurrenzanalyse durch JTBD-Brille

Direkte Konkurrenten:

  • Andere Socken-Abo-Services
  • Online-Socken-Shops
  • Einzelhandelsgeschäfte

Indirekte Konkurrenten (alternative Job-Lösungen):

  • DIY-Socken-Design
  • Second-Hand-Shopping für einzigartige Pieces
  • Accessoires wie Uhren oder Schmuck für Persönlichkeitsausdruck
  • “Nicht-Konsum” - Akzeptieren langweiliger Socken

Häufige Fehler bei der Jobs-to-be-Done Anwendung

Fehler 1: Jobs zu produktspezifisch formulieren

Falsch: “Ich brauche ein Socken-Abo” Richtig: “Ich möchte meine Persönlichkeit durch meine Kleidung ausdrücken”

Der Job sollte lösungsagnostisch sein. Kunden brauchen keine Produkte – sie wollen Fortschritt in ihrem Leben.

Fehler 2: Demografische Segmentierung mit JTBD verwechseln

Falsch: “Unsere Zielgruppe sind 25-40-jährige Männer mit hohem Einkommen” Richtig: “Menschen, die sich in Situationen befinden, wo sie ihre Individualität durch subtile Kleidungsdetails ausdrücken wollen”

Jobs schneiden quer durch demografische Grenzen. Ein 25-jähriger Student und ein 45-jähriger Manager können denselben Job haben.

Fehler 3: Nur funktionale Aspekte betrachten

JTBD umfasst immer drei Dimensionen:

  • Funktional: Was muss praktisch erledigt werden?
  • Emotional: Wie will sich der Kunde fühlen?
  • Sozial: Wie will er wahrgenommen werden?

Socken kaufen ist nie nur funktional. Es geht auch um Selbstausdruck (emotional) und Imagegestaltung (sozial).

Fehler 4: Jobs zu breit oder zu eng definieren

Zu breit: “Ich will glücklich sein” Zu eng: “Ich brauche rote Socken mit Punkten” Richtig: “Ich will meinen persönlichen Stil durch interessante Kleidungsdetails ausdrücken”

Fehler 5: Outcomes mit Features verwechseln

Feature-thinking: “Unsere Socken haben antimikrobielle Behandlung” Outcome-thinking: “Reduziere unangenehme Gerüche auch nach langen Arbeitstagen”

Features sind Lösungen, Outcomes sind gewünschte Ergebnisse. JTBD fokussiert auf Outcomes.

Fehler 6: Einzelne Kaufentscheidungen statt Jobkontext analysieren

Falsch: “Warum haben Sie diese Socken gekauft?” Richtig: “Erzählen Sie mir von der Situation, die dazu geführt hat, dass Sie nach einer neuen Lösung für Ihr Sockenproblem gesucht haben?”

Der Fokus sollte auf dem Kontext und der Situation liegen, nicht auf der Produktentscheidung.

Fazit

Jobs-to-be-Done ist mehr als nur ein Framework – es ist eine fundamentale Denkweise, die erfolgreiche Unternehmer von weniger erfolgreichen unterscheidet. Durch die konsequente Anwendung von JTBD können Sie:

  • Echte Kundenbedürfnisse identifizieren statt auf Vermutungen zu setzen
  • Innovative Lösungen entwickeln, die wirklich gebraucht werden
  • Ihre Positionierung schärfen und sich von Konkurrenten abheben
  • Kundenzufriedenheit nachhaltig steigern durch bessere Job-Erfüllung

Das JTBD-Framework hilft dabei, die richtigen Fragen zu stellen: Welchen Job erledigen Kunden wirklich mit unserem Produkt? In welchen Situationen tritt dieser Job auf? Wie messen Kunden den Erfolg bei der Job-Erledigung?

Die Anwendung von JTBD erfordert Zeit und Übung, aber die Investition zahlt sich aus. Unternehmen, die ihre Kunden-Jobs verstehen, treffen bessere Produktentscheidungen, entwickeln überzeugendere Marketing-Botschaften und bauen stärkere Kundenbeziehungen auf.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist Jobs-to-be-Done einfach erklärt?
+

Jobs-to-be-Done ist ein Framework, das erklärt, warum Kunden Produkte kaufen. Es fokussiert auf den 'Job', den Kunden erledigen wollen, statt auf Produktmerkmale. Kunden 'stellen' Produkte an, um Fortschritt in ihrem Leben zu erreichen.

Wie führe ich ein Jobs-to-be-Done Interview?
+

Fokussiere auf eine spezifische Kaufsituation und frage nach dem 'Warum'. Beispielfragen: 'Was war in Ihrem Leben los, als Sie merkten, dass Sie eine Lösung brauchen?' und 'Welche Alternativen haben Sie betrachtet?' Vermeide demographische Fragen.

Was ist der Unterschied zwischen JTBD und Zielgruppen?
+

Traditionelle Zielgruppen basieren auf demografischen Merkmalen wie Alter oder Einkommen. JTBD fokussiert auf Situationen und Umstände, in denen Menschen Lösungen suchen. Ein Job kann Menschen aller Altersgruppen betreffen.

Welche Fehler sollte man bei JTBD vermeiden?
+

Häufige Fehler: Jobs zu produktspezifisch formulieren, nur funktionale Aspekte betrachten, demographische Segmentierung verwechseln und Features statt Outcomes analysieren. Jobs sollten lösungsagnostisch und outcome-orientiert sein.

Wie hilft Jobs-to-be-Done bei der Produktentwicklung?
+

JTBD identifiziert echte Kundenbedürfnisse statt Vermutungen. Es zeigt, welche Outcomes Kunden wirklich wichtig sind und wo Innovationschancen liegen. So entstehen Produkte, die tatsächliche Probleme lösen und sich vom Wettbewerb abheben.